Microsoft Build 2025

Die wichtigsten Ankündigungen und verborgene Perlen für Entwickler

By Thimo Buchheister

Microsoft Build 2025, abgehalten vom 19. bis 22. Mai in Seattle, stand ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz, Copilot-Agenten und der nächsten Generation cloudnativer Entwicklungsplattformen. Doch neben den großen Bühnenhighlights gab es viele kleinere, “unter dem Radar” laufende Ankündigungen, die für Entwickler besonders spannend sind – insbesondere in den Bereichen .NET Aspire, DevOps und GitHub.

In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die wichtigsten Neuerungen und auf versteckte Juwelen, die Build 2025 so besonders gemacht haben.

Überblick: KI, Agenten und die Zukunft der Entwicklung

Microsofts zentrale Botschaft auf der Build 2025 lautete: Künstliche Intelligenz ist nicht mehr nur ein Werkzeug, sondern ein aktiver Teilnehmer am Entwicklungsprozess. Die Präsentationen von Satya Nadella und den Engineering-Teams fokussierten sich auf sogenannte “agentic workflows” – intelligente Agenten, die Entwicklungsaufgaben automatisieren, Fehler beheben, Deployments optimieren und den gesamten DevOps-Zyklus unterstützen.

.NET Aspire 9.3: Cloud-native .NET auf einem neuen Level

Mit Version 9.3 wurde .NET Aspire, Microsofts Plattform für cloudnative .NET-Anwendungen, erheblich erweitert. Besonders bemerkenswert ist die Integration von GitHub Copilot direkt im Aspire-Dashboard in Visual Studio und VS Code. Entwickler können dadurch direkt mit Logs, Traces und Fehlercodes arbeiten und erhalten von Copilot konkrete Lösungsvorschläge.

Auch technisch hat sich viel getan: Mit Aspire.Hosting.Yarp können Entwickler nun einen Reverse-Proxy direkt in Aspire-Projekten betreiben, was insbesondere für Microservice-Szenarien mit dynamischem Routing von Vorteil ist. Ein weiteres Highlight ist die erweiterte Azure-Ressourcenbindung. Ressourcen wie Blob Storage, Queues und Container können direkt im Code deklariert und automatisch mit der Azure-Infrastruktur verknüpft werden.

Auch auf der Deployment-Seite gibt es Fortschritte: Neben Docker Compose und Kubernetes kann Aspire nun direkt auf Azure Container Apps und Azure App Service deployen. Besonders spannend ist das neue Provider-Modell für App Service, bei dem Aspire-Anwendungen als mehrere Web-Apps ausgerollt werden können. Abhängigkeiten und Services werden dabei automatisch erkannt und verbunden.

DevOps: Agentic Workflows und GitHub-Innovationen

Ein zentrales Thema der Konferenz war “agentic DevOps” – ein Konzept, bei dem intelligente Agenten Aufgaben übernehmen, die bislang manuell erledigt wurden. So wurde der Copilot Coding Agent vorgestellt, der in der Preview-Version bereits GitHub-Issues autonom bearbeiten, Pull Requests erstellen, testen und dokumentieren kann. Dabei arbeitet der Agent in einem isolierten VM-Umfeld und hält sich an bestehende CI/CD-Richtlinien.

Ein weiteres Highlight ist der Azure SRE Agent, der Produktionsumgebungen überwacht, Vorfälle analysiert, Maßnahmen ergreift und automatisch GitHub-Issues zur Nachverfolgung erstellt.

Auch die Integration von Azure DevOps und GitHub wurde verbessert. Azure Boards unterstützen nun erweiterte Links zu GitHub-Branches, Pull Requests und Commits. Zusätzlich gibt es einen GitHub Actions Importer, der die Migration bestehender YAML-Pipelines erleichtert.

GitHub Copilot: Vom Pair Programmer zum Teammitglied

GitHub Copilot entwickelt sich zunehmend vom einfachen Hilfswerkzeug zum gleichberechtigten Teammitglied. Der neue Copilot Coding Agent kann eigenständig Aufgaben übernehmen und dabei alle Schritte transparent dokumentieren. Entwickler haben jederzeit die Kontrolle und können jeden Schritt prüfen und kommentieren.

Besonders erfreulich: Der Quellcode der Copilot-Chat-Erweiterung für VS Code wird unter der MIT-Lizenz veröffentlicht. Damit wird Copilot transparenter, erweiterbarer und für die Community besser zugänglich. Zudem lassen sich Modelle verschiedener Anbieter wie OpenAI, Mistral oder Meta direkt im GitHub-Workflow nutzen – etwa zur Dokumentengenerierung, Zusammenfassung von Issues oder Codeanalyse.

In VS Code selbst wurden Features wie “Next Edit Suggestions” eingeführt, die den Entwicklungsprozess weiter unterstützen. Und mit “Copilot Free” gibt es nun einen kostenlosen Einstiegspunkt, der vor allem für Einsteiger attraktiv ist.

Versteckte Highlights & experimentelle Features

Neben den prominenten Themen gab es auch einige weniger bekannte, aber sehr spannende Innovationen. So präsentierte Microsoft mit NLWeb ein offenes Projekt, das Websites eine KI-Schnittstelle verleiht. Damit können Nutzer und Agenten per Sprache mit Websites interagieren.

Mit Azure AI Foundry Local lassen sich Modelle und Agenten lokal auf Windows- und macOS-Systemen ausführen – ideal für Offline- oder Edge-Szenarien.

Die Orchestrierung mehrerer Copilot-Agenten ermöglicht die Lösung komplexer Aufgaben: Ein Agent ruft Daten ab, ein anderer erstellt Berichte, ein dritter plant Meetings.

Auch die Interaktion mit Benutzeroberflächen wird durch Computer Vision in Copilot Studio möglich: Agenten können beispielsweise Buttons klicken oder Formulare ausfüllen.

Zudem wurde App Service Premium v4 vorgestellt, das dank NVMe-SSDs, größeren VMs und Zonenredundanz eine deutlich bessere Performance bietet. Und mit der neuen Sidecar-Architektur lassen sich lokal betriebene Sprachmodelle direkt in Webanwendungen auf App Service einbinden.

Persönliche Highlights: Vom Agentenbau bis zur Microsoft-Zeitreise

Open Hack

Neben den großen Ankündigungen und technischen Neuerungen bot die Microsoft Build 2025 auch persönliche Erlebnisse, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind. Eines der Highlights war der Open Hack zum Thema Agentic AI – ein praxisnaher Hackathon, bei dem wir Teilnehmer eigene intelligente Agenten entwickeln sollten. Die Aufgabe: einen Pizza-Bestell-Agenten konstruieren, der Bestellungen über eine (fiktive) Contoso-Pizza-API entgegennimmt und bearbeitet.

Ich habe diese Herausforderung erfolgreich als Microsoft 365 Copilot Agent mit C# in Visual Studio umgesetzt – ein spannendes Szenario, das zeigt, wie sich Agenten innerhalb von M365-Umgebungen nahtlos in bestehende Workflows integrieren lassen. Die Stimmung im Raum war großartig: Entwickler tüftelten konzentriert, tauschten sich aus, Coaches unterstützten, wo nötig. Das Beste daran war die unmittelbare Rückmeldung – der Agent funktionierte, die Bestellung wurde simuliert und man konnte sofort sehen, wie KI-basierte Automatisierung greifbar wird.

Microsoft 1975

Ein ganz anderer, aber ebenso einprägsamer Moment war der Besuch des 1975 Stands. Dieser Teil der Konferenz war wie ein Mini-Museum inszeniert: ein liebevoll gestalteter Raum im Stil der Microsoft-Anfangsjahre – inklusive Retro-PCs, Telefonen, Holzvertäfelung und Entwickler-Challenges. Die Besucher konnten klassische Aufgaben lösen und sich dafür ein personalisiertes Retro-Badge sichern. Wer besonders schnell war, wurde sogar auf einer Highscore-Tafel verewigt. Besonders charmant: Das alte Telefon im Raum gab bei korrekter Bedienung Hinweise auf Microsofts frühe Geschichte.

Die Kombination aus nostalgischem Flair, spielerischer Interaktivität und historischen Anekdoten machte den 1975 Stand zu einem ganz besonderen Erlebnis. Es war nicht nur eine Hommage an die Ursprünge von Microsoft, sondern auch eine Erinnerung daran, wie weit die Technologie – und wir als Entwickler – seitdem gekommen sind.

Fazit

Microsoft Build 2025 hat die Weichen für eine neue Ära gestellt: KI-gestützte Agenten übernehmen Routinearbeiten, während sich Entwickler auf kreative und strategische Aufgaben konzentrieren. Mit .NET Aspire, GitHub Copilot und einer immer stärkeren Azure-Integration entsteht eine Entwicklungsumgebung, die intelligenter, effizienter und produktiver ist als je zuvor.

Wer tiefer einsteigen will, sollte sich die Sessions zu .NET Aspire, Copilot-Agenten und NLWeb ansehen. Die Links zu Demos und Dokumentationen finden sich in den offiziellen Build-Ressourcen von Microsoft.

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